Man sieht ihn nicht und man hört ihn nicht. Dass er überhaupt existiert, verrät allein ein dezenter Schriftzug auf dem Lenkrad oder auf dem Armaturenbrett: Airbag. Wird er allerdings gebraucht, ist er in Bruchteilen einer Sekunde zur Stelle. Entfaltet sich, rettet Leben oder verhindert schlimme Verletzungen und sackt sofort wieder in sich zusammen. Der Airbag ist eine der wichtigsten Komponenten für Sicherheit im Straßenverkehr – mehr als 100 Jahre nach seiner Erfindung durch amerikanische Luftfahrtpioniere, rund 50 Jahre nach dem ersten Einsatz im Auto. Continental ist führend, die klassische Airbag-Technologie immer weiter zu optimieren, zum Beispiel auch mit Hilfe von künstlich intelligenter Software.
Ohne die Intelligenz etwa von Steuergeräten, die die Airbags auslösen, wäre Continentals Vision Zero nicht denkbar. „Der Airbag ist bis heute das zentrale Sicherheitssystem im Fahrzeug“, sagt Andreas Forster, Experte für Rückhaltesysteme im Innovationsbereich Passive Sicherheit und Sensorik bei Continental. „Trotz großer Fortschritte in der Sensorik und in der vorausschauenden Vermeidung von Unfällen werden wir noch für eine geraume Zeit mit unvorhersehbaren Verkehrssituationen konfrontiert werden. Das Prinzip Airbag mag alt sein. Aktuelle Generationen aber sind dank intelligenter Algorithmen und dem Zusammenspiel mit dem Sicherheitsgurt der beste Schutz bei Unfällen.“
Passive Sicherheit – Schutz innerhalb und außerhalb des Fahrzeugs
Entscheidend für den Erfolg der Vision Zero, für ein Mehr an Sicherheit auf den Straßen, sind sogenannte passive Sicherheitssysteme, der Airbag ist das prominenteste Beispiel. Solche Systeme greifen, wenn sich ein Unfall nicht mehr vermeiden lässt.
Auch in diesem Bereich sorgt Continental mit intelligenten Innovationen für mehr Sicherheit auf den Straßen. Zum einen im Fahrzeug selbst durch immer weiterentwickelte „Klassiker“ wie Airbagsteuergeräte und durch intelligente Systeme wie die Continental-Entwicklung Active Emergency Belt Control, also der variable, aktive Gurtstraffer. Hier kann der sogenannte Occupant Safety Monitor wertvolle Unterstützung liefern: Das System beobachtet permanent den Fahrzeuginnenraum und liefert unter anderem Aussagen über Sitzposition, Kopfhaltung und Abstand zum Airbagsystem. So werden jederzeit die optimalen Auslösestrategien für die Rückhaltesysteme – individuell für jeden Insassen –berechnet. Für die Zukunft werden zudem Funktionen entwickelt, um die Rückenlehnen der Frontsitze innerhalb von Sekundenbruchteilen aufzurichten und die Insassen in eine optimale Sitzposition kurz vor dem Crash zu bringen.
Passive Sicherheitssysteme schützen aber auch Menschen außerhalb des Fahrzeugs. „Das Thema ‚schwächere Verkehrsteilnehmer‘ ist heute entscheidend, um die Zahlen von Verkehrsopfern signifikant zu senken“, erklärt Andreas Forster von Continental. In Kreuzungsbereichen – das sind weltweit besonders neuralgische Unfallschwerpunkte – können Verkehrsteilnehmer wie Fußgängerinnen und Fußgänger, Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer und Nutzer von neuen Mobilitätsangeboten wie Elektro-Rollern aus allen Richtungen in allen denkbaren Winkeln vor allem im Frontbereich mit einem Fahrzeug kollidieren. Daher können Motorhauben zum Beispiel automatisch in wenigen Millisekunden angehoben werden, um die Schwere der Verletzungen beim Aufprall zu minimieren. Continental bietet mit der aktiven Motorhaube ein derartiges Fußgängerschutzsystem an, um gezielt auch jene Menschen zu schützen, die bei Verkehrsunfällen oft zu den am stärksten betroffenen Opfern gehören.
Künstliche Intelligenz gewinnt zunehmend an Bedeutung
Die Forschung und Entwicklung geht dabei kontinuierlich weiter, immer auch im Einklang mit den Ergebnissen der hauseigenen Unfallforschung von Continental. Künftig wird vermehrt auch Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt werden, um das Unfallgeschehen abzuschwächen und am Ende ganz zu verhindern. So kooperiert Continental mit der Technischen Hochschule Ingolstadt bei der Entwicklung eines Sicherheitssystems für hochautomatisierte Fahrzeuge. Das System zur vorausschauenden Aktivierung von Airbags arbeitet mit einer Fahrzeugerkennung durch Radar und Kamera. Auf Basis der Worst-Case-Abschätzung eines Fahrdynamikmodells werden die Unvermeidbarkeit einer Kollision und die zu erwartende Unfallschwere berechnet. KI-Algorithmen prognostizieren das Risiko für die Insassen und entscheiden über den Einsatz von Sicherheitsmaßnahmen, um die Folgen des Unfalls zu minimieren.
Dafür wird die KI mit allen denkbaren Unfallszenarien angelernt. Allerdings gibt es auch eher „undenkbare“ Fallbeispiele, etwa „eine Giraffe auf der Autobahn“, wie Andreas Forster sagt.
Eine Giraffe als Verkehrshindernis ist in weiten Teilen der Welt extrem unwahrscheinlich, muss aber im Fall der Fälle – wenn vielleicht eine Giraffe aus einem Zoo ausbüxt – dennoch von der KI erkannt werden“.
Andreas Forster,
Innovationsmanager für Rückhaltesysteme im Segment Passive Sicherheit und Sensorik bei Continental
Daher entwickelt Continental in Zusammenarbeit mit Forschern der TH Ingolstadt innovative KI-Systeme, die jegliche Art von Hindernissen zuverlässig als solche identifiziert, auch wenn etwa das Hindernis „Giraffe“ zuvor nicht Teil des Trainingsdatensatzes war, das die KI angelernt hat. Das neue Sicherheitssystem soll dann die Objektgröße, den potenziellen Kollisionswinkel, die Energie, mit der Fahrzeug und Hindernis aufeinandertreffen im Verhältnis zur prognostizierten Geschwindigkeit des Autos zum Zeitpunkt des Crashs berechnen. Der Notbremsassistent wird aktiviert, und zugleich das Airbag-System vorbereitet, falls sich eine Kollision nicht mehr vermeiden lässt.
Während Andreas Forster diesen Anwendungsfall durchdekliniert, hält er plötzlich inne. Das Beispiel mit der Giraffe klänge vielleicht doch etwas makaber? Er wolle eins sicherstellen: Continental gefährdet während der Forschungsarbeit keine Giraffen. „Den Anwendungsfall könnte man auch mit dem Beispiel Kühlschrank erklären.“ Also setzt er neu an: „Sollte zum Beispiel einmal ein Kühlschrank auf der Autobahn stehen…“